Diese Seite ist eine Liebeserklärung an meine Frau, Lebensgefährtin und Geliebte. Sie wurde am 13.12.1935 geboren und starb nach 16-jähriger Lähmung am 24.3.2000.     

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Wir wollten doch zusammen alt werden!

Eintragung aus dem Tagebuch während des Krankenhausaufenthaltes vom 23. August 1984 bis 4. April 1985:

 „4. April 1985.

Heute holten wir Erika nach Hause, mit 39,8° Temperatur. Es gab nach Meinung der Ärzte für sie keine Hoffnung mehr."

 Seit ihrem plötzlichen Schlaganfall am 23. August 1984 hatte Erika auf der Intensivstation gelegen. Weit über sieben Monate.

 Damals vor knapp 16 Jahren, nachdem sie nach Hause gekommen war, um zu sterben, trotzten wir Erika förmlich dem Tod ab. Nach einem Vierteljahr gab es die ersten positiven Reaktionen. Wir hatten das zerebrale Fieber - so nannten es die Krankenhausärzte, das eigentlich zum Tode führt  -  auf 38,5° senken können. Mit pausenlosen Wadenwickeln.

 Nach einem weiteren Vierteljahr langen Üben, mehrmals am Tag, konnte sie die rechte Hand zum Mund bewegen. Erika war eigentlich Linkshänder. Es vergingen insgesamt drei Jahre, bis die künstliche Ernährung - damals noch durch die Nase - abgesetzt werden konnte. Aber bis zum letzten Tag ihres Lebens fiel ihr das Kauen schwer. In dem ersten Jahr zu Hause trainierten wir auch das Kopfhalten, das Rollstuhlsitzen u.v.m. In den besten Zeiten saß Erika drei Stunden ununterbrochen im Rollstuhl, die übrige Zeit lag sie. Sie blieb die ganzen 15 ½ Jahre vollständig gelähmt und wurde von uns gepflegt und versorgt. Dabei halfen uns soziale Pflegedienste und private Krankenschwestern.

 Ohne meine Kinder hätte ich hätte ich Beruf, Pflege und Hausarbeit nicht geschafft. Am meisten Dank sage ich meiner Tochter. Weit mehr als ein halbes Jahr fuhr sie jeden Tag in Eis und Schnee von Zuhause nach Münster zum Krankenhaus. Sie unterbrach ihr Studium und pflegte zu Hause ihre Mutter fast zwei Jahre an einem Stück bis zur eigenen körperlichen Erschöpfung. Durch ihre Hilfe konnte ich meinem Beruf nachgehen, ohne dass Erika in ein Heim gebracht werden musste.

 Erika war entschlossen zu leben. Ich möchte nicht sterben, sagte sie, ich möchte bei euch bleiben, bei dir. Das waren auch noch ihre Worte eine Woche vor ihrem Tod.

 Gegen Erikas gelegentliche Depressionen bauten wir gemeinsam unsere Weihnachtskrippe aus. Sieben Jahre ihrer Krankheit war im Sommer und Winter die Erweiterung der Krippe unsere gemeinsame Arbeit.

Wir kauften danach ein Wohnmobil und bereisten in den letzten fünf Jahren Europa. Ich fuhr mit Erika, die die Fahrten vorwiegend liegend verbrachte, u.a. nach Lourdes, Rom, Santiago de Compostela und Fatima, wir waren in Frankreich, Spanien, Portugal, Kroatien, Italien, Österreich, Orte und Länder,  die sie zu besuchen wünschte und deren Sehenswürdigkeiten sie genoss. Freudentränen weinte sie, als sie die Säulen des Petersplatzes in Rom zum ersten Mal sah. Von allen besuchten Plätzen in der Welt nahmen wir, wenn Erika und ich wieder fort- oder weiterfuhren, Abschied, oft unter Tränen, wohl wissend, dass wir nicht wieder hierher zurückkehren würden.

Erika konnte sich spitzbübisch freuen. Wenn die Krankenschwester z.B. zu Beginn der morgendlichen Pflege zu ihr sagte: „Dann wollen wir mal mit dem Waschen beginnen!“, antwortete sie: „Wieso wir? Sie sind doch allein? Haben sie eine Helferin mitgebracht? Oder - sind sie schwanger!“

Gern ließ Erika sich vorlesen, oder sie hörte die neuesten Buch-Veröffentlichungen von der CD: z.B. Hoegs `Fräulein Smillas Gespür für Schnee´ oder Folletts `Der dritte Zwilling´. Meistens mehrmals sogar und war glücklich. Zuletzt hörte sie von Gaarder `Das Weihnachtsgeheimnis´ und von Reich-Ranicki `Mein Leben´. Bei dem Roman (Brüderewigkeit) von ihrer Tochter konnte sie vor innerer Bewegung die Tränen nicht zurückhalten.

 Besonders liebte sie die Schlagermusik der 50er-Jahre. Es war die Zeit unserer jungen Liebe, des gemeinsamen Schlussballs und der vielen gemeinsamen Tanztees. Erinnerungen, die uns stark machten.

 Wichtig war Erika nach ihrem Schlaganfall das Lösen von Kreuzworträtseln. Sie wollte fit werden und bleiben. Dabei hatte sie die pfiffigsten Ideen. Wurde ein Tier mit Stacheln gesucht, antwortete sie lachend Biene. Bei Niederschlag erwartet jeder Regen. Erika sagte K.O. Eine Himmelserscheinung (= Morgenrot o.ä.) wurde zum Engel, Schiermittel war nicht Öl, sondern Geld.

 Unerwartet traf uns ihr Tod. Am Samstag, 18.3.,  waren wir noch zur 70. Geburtstagsfeier meiner Schwester und am Sonntag drauf bei einer befreundeten Familie eingeladen. Am Mittwoch, dem 22.3.2000, wurde sie zusehends kraftlos. Am Freitag, 24.3., um 5 Uhr in der Früh, ging sie von uns. Wir waren bei ihr bis zuletzt.

 Nun ist sie dort, wo sie schon einmal üben kann für ihren sehnlichsten Wunsch hier auf Erden, den sie an mich während ihrer Krankheit wiederholt richtete: „Ich möchte so gern noch einmal mit dir tanzen!“

 Erika blieb nach ihrem Tod bis zur Beerdigung bei uns im Haus. In ihrem Hosenanzug zur Rubinhochzeit, die wir vor zwei Jahren feierten, lag sie in dem Sarg, der über und über mit dunkelroten Rosen ausgeschmückt war.

 Die Reaktionen der Enkelkinder: „Was hat die Oma für eine schicke rote Hose an!“

„Was hat Oma viele Rosen!“

 Und: „Oma lacht ja!“

 Ruhig war Erika eingeschlafen, und friedlich lag sie da im Sarg, ein leichtes, wissendes Lächeln in ihrem Gesicht.

Sie fehlt uns sehr.

Am 13.12.2000 wäre sie 65 Jahre geworden.

 

Winfried Kerkhoff                                                               April 2000

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