Protokoll des Sterbens –

Ein letztes Lächeln

 

Du wirst gehen,

meine Heideblume,

ich weiß

 und will es nicht wissen.

 

Ich lege dir die ersten

und letzten Frühlingsblumen

auf deine Brust.

Rieche, spüre noch einmal

diesen Zauber des Lebens!

 

Ich fürchte dein Weggehen

und die Einsamkeit.

 

Tränen

verdunkeln meinen Blick.

Meine Hände

legen sich verzweifelt

um dein Gesicht,

meine Finger

streichen über deine geschlossenen Lider,

meine Wangen

wärmen deine bleiche, kühle Stirn.

 

Ich küsse

deinen sterbenden Mund,

umkose Deine

verblassenden Lippen.

 

Ich spüre deinen Versuch,

meinen Kuss zu erwidern,

ein letzter Gruß,

voller Liebe, voller Güte.

 

Adjeu,

meine kleine Heideblume.

Adjeu!

 

Unendlich ist meine Trauer,

und abgrundtief mein Schmerz.

Meine Tränen der Verzweiflung

rinnen auf dein Gesicht.

Ich suche nach

einem Sinn des Lebens,

nach einem Sinn des Todes.

 

Du entgleitest mir,

mehr und mehr,

und ich erzittere.

 

Und spüre deine Bitte,

gehen zu dürfen.

 

Der Kummer schüttelt meinen Körper

und lässt meine Seele erbeben,

als wenn sie selbst stirbt.

 

Doch!

Ich darf dich nicht halten!

 

Geh!

 

Flieg!

Flieg hinan in den Frühling.

In das ewige Leben.

 

Und du fliegst davon.

 

Spuren

eines geheimnisvollen Lächelns

in deinem Gesicht.

 Ein allerletztes Lächeln!

Im Tode.

Für mich !

Für alle, die du liebst.

 

Dank sei dir,

dass du bei uns warst!

Soviel Jahre!

 

Adieu,

meine kleine Heideblume!

Adieu!

 

 

Winfried Kerkhoff 

Mai 2006

 

  

   

  

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