| 
 „Es
      ist Frühling, mein
      Liebling!“ murmelt
      er, das
      Herz so schwer. „Ich
      kann es nicht verstehen, du
      wolltest niemals gehen!“  
 Des
      jungen Tages Licht dringt in den Raum. Eine
      Amsel zwitschert leis´ im Baum. Er
      sieht und hört um sich herum glasklar - alles,
      doch scheint es, als nimmt er nichts gewahr.  
 „Du,
      mein Liebling. Der
      Winter ging.“ Der
      Vater dreht sich um zum Kind. „Vater,
      die Vögel jubilieren, es
      weht ein warmer Frühlingswind. Mussten
      wir sie jetzt verlieren?“   Er
      legt die Hand auf seinen Kopf, bleibt stumm. Sanft
      streichelt er sein Haar und fragt sich: “Ja! Warum!“ Er
      denkt: Was wird nun sein?   
      Mein Kind mit mir allein?   Am
      Fenster stehen das Kind und er betroffen. Alle
      Welt ist voller Ahnen, Knospen schwellen voller Hoffen Leben
      wird gerade neu geboren, ein jeder spüret das Pulsieren. Erschauernd
      wenden sie sich ab, sie beide frieren.   Sie
      drehen sich um, die
      Trauer macht ihn stumm. Vor
      ihnen liegt die Mutter, seine Frau, bleich und tot, auf
      dem Totenbett, umrahmt von Rosen, dunkelrot.   „Mutter,
      hör, es ist Frühlingszeit!“ presst
      die Tochter raus sehr leis´. „Warum
      war es jetzt für dich so weit?“ Ihr
      Gesicht wie das der Toten weiß. 
 Unruhig
      flackern die Kerzen, tiefgebrannt, von
      der Nacht her brennen sie noch immer. Schatten
      huschen über Sarg und Wand, über
      der Toten Wangen zuckt ein leichter Schimmer. 
 Das
      Kind greift nach des Vaters Hand. „Hast
      du´s gesehen? Ihr Gesicht!,“ fragt
      es aufgeregt, ihm zu gewandt: „Sie
      hat gelächelt - sie vergisst uns nicht.“   Schluchzend
      zieht er seine Tochter zu sich ran. „Vater,
      du musst nicht bangen,“ mit
      ihren Augen sieht sie ihn beschwörend an: „Sie
      ist doch gar nicht fortgegangen!“ 
 ©Winfried
      Kerkhoff November
      2001     |