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		ErikaKerkhoff 
		
		Vom Leben vor und 
		nach einem Schlaganfall   |  |  |  Leben fängt erst mit Erinnerungen an.
 Wilhelm v. Scholz
 
 
   
	
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		Die Zeit der Emanzipation der Frau - 
		beginnend als 2. Phase der Frauenbewegung um die 60 Jahre - machte sich 
		auch in unserer Bekannt- und Verwandtschaft bemerkbar, an bestimmten 
		Kommentaren, die gegenüber dem Verhalten meiner Frau teils verwundert, teils 
		unsicher geäußert wurden. 
		 
		Besonders zu der Zeit, als die Kinder 
		heranwuchsen und Erika nach dem Sozialpädagogischen Studium im Beruf 
		stand, musste sie manche Bemerkung hören.  Erika machte mir gern, 
		wenn ich abends von Dortmund kam, wo ich als Förderungsassistent an 
		Pädagogischen Hochschule arbeitete, einen "Fressteller" mit allerhand 
		kleinen leckeren Schnittchen fertig. Als sie das mal erzählte, konnte 
		man hören: "Kann dein Mann das nicht selbst? Musst du das tun?" Bei 
		solchen und ähnlichen Antworten kam immer ihr Spruch: " Ich bin 
		emanzipiert. Darum brauch ich nicht mehr zu kämpfen. Ich kann mir das 
		jetzt wieder leisten, meinen Mann zu bedienen!"   
   
		
		Mutter Erika war mal wieder frisch aus dem 
		Krankenhaus entlassen worden und die Kinder hatten sie mit mir besucht. 
		Zum ersten Mal fuhr die ganze Familie wieder zu den Großeltern. Der Weg führte uns 
		wie immer am Franziskus-Krankenhaus vorbei. Gerade passierten wir den 
		Gebäudekomplex, da rief eines der Kinder: "Guck mal! Da ist Muttis 
		Krankenhaus!" Ab da hieß das Franziskus-Hospital nur noch Muttis 
		Krankenhaus, in dem sie ja nun wirklich auch später sehr häufig in ihrem 
		Leben verweilen musste,    |  |  
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   Unser 
Ältester  ist gut fünf Jahre und unterhält sich mit seinen Tanten darüber, 
dass die Eltern abends ausgehen und dann ein Babysitter kommt. Als er gefragt 
wird, wohin gehen denn Papa und Mama, antwortet er: "Ins Theater!" Als er 
gefragt wird, wie oft, weiß er darauf auch eine Antwort.  
"Jeden Abend!" ist seine Meinung.   |  |  
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   Unser
Zweiter ist Schulkind geworden. Er wird am ersten Schultag geweckt, steht jedoch nicht
auf. Es geht halt alles etwas anders als sonst.  Mutter ruft freundlich
aufmunternd:
"Aufstehen!" Doch es rührt sich immer noch nichts im
Schlafzimmer.  
Schließlich
geht Mutter noch mal ins Schlafzimmer und tritt ans Bett. "Aufstehen, heute
ist erster Schultag!" Sohn liegt im Bett, hat die Augen geschlossen, den
Mund zum Kuss bereit, und flüstert:" Du hast mich noch gar nicht
wachgeküsst!"    |  |  Ø
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